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Telegraph: “Jetzt ist die Zeit für uns, China zurückzuschlagen und die internationale Ordnung zu erneuern”

Die britische Tageszeitung «Telegraph» gehört zu den wichtigsten Meinungsführern in Großbritannien. Zum Wochenende schrieb der Autor CHARLES MOORE einen bemerkenswerten Kommentar unter der Überschrift «Jetzt ist die Zeit für uns, China zurückzuschlagen und die internationale Ordnung zu erneuern».

Kommentar – Im Text zitiert der Telegraph einen Eintrag des «China Centers» am «Jesus College» im britischen Cambridge. Er zeige geradezu mit großer Symbolik den neuen Nationalstolz Chinas. Ein Land, das sich nicht umsonst seit Jahrtausenden als «Reich der Mitte der Welt» ansieht. Im Text des britischen «China Center» stehe:

«Unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas hat China seit 1978 einen außergewöhnlichen Wandel im Rahmen der Politik, der Reform und Öffnung erlebt. Chinas nationale Verjüngung bringt das Land in die Position innerhalb der globalen politischen Ökonomie zurück, die es vor dem 19. Jahrhundert besetzt hatte.»

Dies seien, so Telegraph-Kommentator Charles Moore, «seltsame Worte für ein akademisches Projekt an einer großartigen Universität». Man könne zu Recht sich verwundert zeigen, über so viel Propaganda im Rahmen einer angeblich unabhängigen Wissenschaft:

«Stellen Sie sich vor, es gäbe ein ‘Britain Center’ an einer Universität in Peking, auf dessen Website steht: ‘Unter der Führung der Konservativen Partei hat Großbritannien seit 1979 einen außergewöhnlichen Wandel erlebt…’».

Dann schwenkt der Autor auf die Problematik ein, dass China einmal mehr Epizentrum eines Virus ist, das die ganze Welt wirtschaftlich an den Abgrund zu bringen droht. Dieses Mal unter dem Namen Covid-19. Alleine in den USA haben 22 Millionen Menschen ihre Jobs verloren. In Deutschland müssen viele Millionen Arbeitnehmer auf fast die Hälfte ihres Nettogehalts im Monat verzichten.

Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Einsturz wegen Corona

Viele Bürger wie Unternehmen können ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen oder müssen Kredite aufnehmen, die sie über einen langen Zeitraum mühevoll wieder abbezahlen müssen. Selbst in der Schweiz ist jeder dritte Arbeitnehmer derzeit auf Kurzarbeit.

Dutzende Millionen Bürger haben in der EU wegen Corona ihre Jobs verloren. In Deutschland drohen Millionen auf Hartz IV zu fallen. Tausende Unternehmen dürften hierzulande wegen der staatlichen Maßnahmen, die man in der Corona-Not ergriffen hat, in die Insolvenz schliddern. Von den Milliarden Menschen, die nun mit Ausgangssperren belegt sind, ganz zu schweigen.

Angesichts eines solch schlimmen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einbruchs plädiert der britische Telegraph-Autor dafür, man müsse jetzt langsam beginnen, Chinas Anspruch, die künftige Weltmacht Nummer Eins zu sein «im Lichte von Covid-19 zu betrachten».

China 1978: “Vom westlichen Kapitalismus zu lernen, wie man reich wird”

Korrekt sei, dass China mit der Machtübernahme von Chinas Deng Xiaoping 1978 die Extreme des Maoismus abgeworfen habe. Seither verfolge China konsequent eine Politik, die sich zum Ziele gesetzt habe, «vom westlichen Kapitalismus zu lernen, wie man reich wird».

Insgesamt habe anfangs der Westen dies begrüßt und habe bislang geglaubt, «dass China mit uns konvergieren würde». Trotz der Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989 sei dies «bis zu einem gewissen Grad der Fall» gewesen.

Im Jahr 2012 sei aber dann Xi Jinping, der deutsch kann, da er in Deutschland studierte, an die Macht gekommen. Er habe, so der Telegraph weiter, «den kollegialeren Führungsansatz» umgedreht und habe wieder «die absolute Dominanz der Kommunistischen Partei» zum Dogma erklärt. Xi Jinping bezeichnet sich zwar lediglich, wie in China üblich, als «Generalsekretär» der Staatspartei. Doch mehr als ein Sekretär ist er natürlich.

Als eine der ersten Maßnahmen habe Xi Jinping die Amtszeitbeschränkungen aufgehoben. Ein Weg, welchen auch Vladimir Putin in Russland geschickt seit Jahren begeht. Wer jemals in China war, weiß, dass Maos kommunistische «Bibel» allgegenwärtig zu haben ist. In handlichen Mini-Büchern, die in jede Handtasche passen, wird sie einem überall aufgenötigt. Auf dem Tian’anmen-Platz und rund um Maos Mausoleum stolpert man eher über die Bibel, als über ein fallengelassenes Taschentuch.

Xi Jinpings Aufstieg und narzisstischer Personenkult

An Maos narzisstischen Personenkult möchte scheinbar auch Xi Jinping, der sich bei öffentlichen Auftritten gerne devot und angeblich kooperativ gibt, anknüpfen. So schreibt der Telegraph weiter: Der in Chinas zelebrierte «Personenkult» um Xi Jinping beruhe primär auf dessen Buch „Xi Jinping Thought“. Das Buch sei mittlerweile in China allgegenwärtig. Chinas weltweit verbreitetes englischsprachiges Staatsmedium, die South China Morning Post, zitiert gerne fast täglich draus.

Die Briten waren schon immer Meister darin, Themen medial-politisch und auch politisch zuzuspitzen. Vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gehörte beispielsweise das damals aufsteigende Deutschland medial und politisch zum Staatsdoktrin-Feind Nummer Eins in der Kolonialweltmacht Großbritannien.

So schreibt den auch der Telegraph-Autor recht deutlich über Xi Jinping: Er habe in den vergangenen Jahren Dissidenten «zerschmettert» und habe «Parteirivalen» eingesperrt.

Vorgänger Deng Xiaopings Ansatz sei da anders gewesen. Er habe sich zum Ziel gesetzt, dass China zurückhaltend weltweit auftrete und «seinen Kopf unter der Brüstung» halten solle. China habe sich so in den Westen eingeschlichen, ihn aber nicht herausgefordert.

Chinas «Wolfskrieger»

Xi breche diese Regel seit Jahren bewusst. Auffällig und aggressiv habe er die Bezeichnung seines Polit-Korps verändert und ihnen gesagt, Chinas Diplomaten und Xi-Anhängern seien weltweit als «Wolfskrieger» unterwegs. Er habe mit Chinas ehrgeizigem 530-Programm für das schnelle Internet 5G «geprahlt». Zudem habe er die Seidenstraße nach dem Motto One Belt, One Road durchgeprügelt.

Dies sei aber weniger ein Zeichen romantisierender Altertümelei, sondern ein Einschlag der ganz klar «die wirtschaftliche (und damit politische) Dominanz Eurasiens und Afrikas» verdeutlichen wolle. Das was Xi mache, sei mittlerweile ein klassischer Fall von Hybris. Es sei also jener narzisstisch-gefährliche Großmachtanspruch, der schon im antiken Griechenland für zahlreiche tragische Stoffe sorgte:

«Die Welt begann es zu bemerken. China wurde weniger als freundlicher Nachbar als vielmehr als Bedrohung und – in Bereichen wie geistiges Eigentum und Cybersicherheit – als Dieb gesehen», so Telegraph-Kolumnist Moor.

Trump, der Verweigerer

Der wichtigste Verweigerer sei U.S.-Präsident Donald Trump gewesen. Er sei der einzige im Westen bislang gewesen, welcher Chinas Machtübernahme in Frage gestellt habe. Er habe «richtig berechnet», dass es sich China nicht leisten könnte, Amerika bis zum eigenen Tod im Handel zu bekämpfen.

Dies habe Xi wenigstens etwas geschwächt, obgleich es auch Amerika geschwächt habe. Dann geht der «Telegraph» auf die Hongkong-Revolution ein. Sie hatte vor einem Jahr, im März 2019, begonnen. Obwohl bekannt ist, dass die Hongkonger schon immer gerne demonstrierten. Bereits vor über 10 Jahren konnte man fast Tag für Tag Demonstrationszüge durch Hongkong ziehen sehen, eine ehemalige britische Kolonie.

Auch im Falle der Hongkonger Demonstrationen habe China ganz klar die steinharte Kante gegen zu viel Demokratie und Mitspracherecht seiner Bürger gezeigt und die Dominanz der Kommunistischen Diktatorenpartei Chinas deutlich gemacht. Telegraph-Autor Moor bezeichnet dies als «den gewaltsamen Hass der Kommunistischen Partei Chinas auf die Demokratie».

“Hass der Kommunistischen Partei Chinas auf die Demokratie”

Von Hongkong ausgehend, soll Xi zudem erklärt habe: Das «Problem» des seit Jahrzehnten angeblich «abtrünnigen» Landes Taiwans dürfe künftigen Generationen nicht überlassen werden. So soll Xi als Anreiz Taiwan erklärt haben, man biete dem Land an, eine «Sonderverwaltungszone» wie Hongkong zu werden. Also eine Region, wie es China vor über 20 Jahren mit Großbritannien ausgehandelt hatte. «Ein Land: Zwei Systeme»:

«Die Ereignisse in Hongkong haben jedoch gezeigt, dass China ein Land nicht respektiert» und erst recht nicht zwei Systeme», so Moore. Deshalb sei es verständlich warum Taiwan sich gegen eine nicht erwünschte «Wiedervereinigung» gewandt habe. Damit habe Xi «zu Hause das Gesicht verloren», folgert Charles Moore.

Sein einziger verbleibender Weg, Taiwan zurückzubekommen, sei die Invasion. Hier stehe nur noch die Frage im Raum, ob Xi dies wagen werde.

Doch dann sei das Virus gekommen. Das Corona-Virus. Es spiele die Weltkarten komplett neu. Ein Bericht der Washingtoner Post äußert nun den Verdacht, dass in einem Virus-Institut in Wuhan, wo mit Fledermäusen und Corona-Viren fahrlässig hantiert worden sei, das Corona-Virus auf den Menschen übergesprungen sei. Dass also die nette Behauptung Chinas, das Virus sei auf einem Vogelmarkt in Wuhan zufällig im Einkaufskorb mit in die Stadt gebracht worden, falsch sei.

Chinas Corona machte die Welt krank – im wahrsten Sinne des Wortes

«Xis Unterdrückung der Tatsachen über den Wuhan-Ausbruch verursachte die größte Explosion von Verachtung in den chinesischen sozialen Medien, die jemals bekannt war, und die Explosion der Krankheit selbst», so Moore weiter.

Nach einem ziemlich langen Verschwinden im Januar sei Xi «brüllend zurückgekommen» mit der Propaganda-Behauptungen, «dass China die Welt retten würde und die US-Armee das Virus trotzdem erfunden» habe, schreibt Moor weiter: «Aber das Virus verbreitete sich auf dem ganzen Planeten: Der Planet weiß, woher es kam. Wir können jetzt sehen, dass die Geheimhaltung, Verlogenheit und Inkompetenz der Kommunistischen Partei Chinas die Welt krank gemacht hat.» Im wahrsten Sinne des Wortes also.

Natürlich, so Moore weiter, sei das, was durch Corona geschah, für China ebenso eine Katastrophe, wie für den Rest der Welt. Immerhin habe die «nationale Verjüngung» von Chinas Wirtschaft vorerst einen Dämpfer erhalten. Dies zeigten die von Chinas Führung groß in Szene gesetzten aktuellen BSP-Zahlen. Doch auch hier darf man sich fragen:

Geschickt lancierte PR

Wie viel geschickt lancierter PR steckt in diesen angeblichen so dramatischen wirtschaftlichen Einbrüchen in China? Immerhin behauptet China, man erlebe wegen des Coronavirus derzeit den angeblich «schlimmsten Einbruch» seit angeblich 40 Jahren. Behauptungen, die im ZDF «heute»-Nachrichtenformat von Moderatorin Petra Gerster unkritisch am Freitag weiterverbreitet wurden.

Dabei ist die Behauptung des angeblich großen historischen «Einbruchs der chinesischen Wirtschaft» geradezu absurd: Noch in den 1970er und 1980er Jahren war das Land bitterarm. Denn zwischen 1966 und 1976 hatte Chinas brutaler Diktator Mao Zedong mit seiner Kulturrevolution Chinas Platz unter den weltweiten Armenhäusern weiter ausgebaut.

Er wollte den armen Arbeiter- und Bauernstaat für Jahrtausende zementieren. In diesem Zuge zwang er höchste Parteimitglieder in Lumpen auf den Ackern des Landes bis zu ihrem Tode zu schuften. Eine Politik, die China seit Beginn des 20 Jahrhunderts verfolgte.

Und nun, so der Telegraph, habe China «Hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt infiziert». Zwar müsse man glauben, dass dies nicht absichtlich geschehen sei. Genauso müssen man aber «vorschlagen können», dass es ohne Chinas Machtanspruch «nicht passiert wäre».

«Alle Elemente, die China von uns lernen musste, um wirtschaftlichen Erfolge zu erzielen – Vertragsgesetze, Medienverantwortung, Hochschulbildung nach westlichem Vorbild, Datenschutz und Eigentumsrechte, eine liberale Handelsordnung – wurden durch eine rücksichtslose, unehrliche staatliche Intervention zutiefst beschädigt». Dies habe nun «zu einem Massentod durch Corona geführt», schreibt der Telegraph.

«Selbst gierige westliche Universitäten werden sicherlich bemerken, dass die unkritische Akzeptanz von chinesischem Geld ihre akademische Stellung» gefährde, so der Telegraph weiter.

Wie britische Lords China hofieren

Unglaublicherweise hätten aber «noch in dieser Woche» Persönlichkeiten wie Lord Browne von Madingley (ehemaliger BP-Chef), Sir Andrew Cahn (ehemaliger britischer Handels- und Investmentchef), ebenso Sir Mike Rake (ehemaliger BT-Chef) China groß gelobt. Was wiederum nicht wundere, da alle drei «leidenschaftliche Remainer» im Vorstand von Huawei UK seien.

Dass U.S.-Präsident Donald Trump der Weltgesundheitsorganisation unter der Leitung von Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus nun den Geldhahn zudrehte, zollt der Telegraph ebenfalls Verständnis.

  • Denn Ghebreyesus lobt seit Monaten China, wie hervorragend das Land angeblich mit Corona umgegangen sei.

Deshalb sei es gut, dass derzeit ein Trump in den USA den Präsidentschaftswahlkampf führe, da Trump sich von China nicht umgarnen lasse, folgert der Telegraph weiter:

«Der Präsident hat eine bevorstehende Wahl zu gewinnen. Das Anti-China-Gefühl in den Vereinigten Staaten ist stärker als je zuvor, daher ist er mehr als glücklich, es zu besitzen. Er kann nicht sehr gut regieren, aber er kann hervorragend Kampagnen, und genau das tut er gerade.»

Zudem wirft der Telegraph China vor, eben nicht, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gerne behauptet, schnell gut im Angesicht von Corona reagiert habe. Trump habe Recht in seiner mittlerweile veränderten Wahrnehmung in Bezug auf China, dass das Verhalten des Landes «kriminell» gewesen sei, da es zu lange Corona heruntergespielt habe. Mit Blick auf die WHO schreibt Moor weiter:

«Ihr Generaldirektor ist ein ehemaliger äthiopischer Gesundheitsminister, dessen Land politisch in der Nähe von Peking angesiedelt ist. Aber ist es plötzlich sinnvoll, US-Mittel zu beschaffen und damit die Lücke Chinas zu schließen?», fragt der Telegraph weiter.

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CHLA

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