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Betrügerische Masche mit abgelaufenen Internetadressen nimmt zu

Die teure Handtasche, die man schon lange gerne haben möchte, oder die sportlich-schicken Sneakers werden online zu einem unschlagbar günstigen Preis angeboten. Der Shop ist einem zwar unbekannt, aber man könne dort ja per problemlos per Lastschrift, via paypal oder mit Kreditkarte sicher bezahlen, signalisieren die Logos und Siegel der Website. Was soll da schon schiefgehen? So oder ähnlich denken viele Schnäppchenjäger.

Beim Bezahlvorgang aber funktioniert dann angeblich aus technischen Gründen momentan leider nur die Vorkasse. Da man aber den Artikel jetzt unbedingt haben will, geht man darauf ein und schon sitzt man in der Falle. Immer wieder gehen ahnungslose Verbraucher derartigen Betrugsmaschen von Fake-Shop-Betreibern auf den Leim. Nach einigen Hinhalte-Mails verschwindet die Anbieter-Website plötzlich aus dem Netz. Das Geld ist weg und die Ware kommt nicht. Der Verbraucherschutz-Plattform „Marktwächter Digitale Welt” zufolge sind bereits 4,4 Millionen Deutsche Opfer von gefälschten Onlineshops geworden.[1]

Fake-Shops bei den Sozis und der FDP

Fake-Shop-Betreiber nutzen zur Kundengewinnung mehr und mehr sogenannte Expired Domains, jene ausgedienten Website-Adressen, die früher beispielsweise Vereinen, politischen Parteien oder Arzt-Praxen gehört haben, dann aber abgeschaltet wurden und zum Verkauf standen. Auf der früheren Website des FDP-Ortsvereins Mölln (Kreis-Herzogtum-Lauenburg/Schleswig-Holstein) beispielsweise waren es Sportschuhe[2] und unter der URL der SPD in Auersmacher, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Kleinblittersdorf im südlichen Saarland, besonders preiswerte Angebote für Baby- und Kinder-Autositze bekannter Marken[3].

Laut einer Analyse von der Digitalberatung wdp (Wachter Digital Partners),  ist die Betrugsmasche mit den Expired Domains größer, als bisher angenommen. Rund 16.000 dieser Fake-Shops soll es demnach alleine mit  der deutschen de-Endung geben. In einer älteren EU-Studie aus dem Jahr 2014 wurde noch die Zahl 5.000 genannt.

Hohes SEO-Ranking

Nach Erkenntnissen der wdp stehen hinter den auf Expired Domains aufgesetzten Shops keine einzelnen Betreiber, sondern professionell agierende Netzwerke, die sich spezieller Technologien bedienen. Deutsche de-Internetadressen verfügen meist über ein hohes Suchmaschinen-Ranking, haben einen organischen Rest-Traffic und gelten überdies bei Kunden als seriös.

Einen Zugriff auf die Inhalte von Webseiten, auf die eine de-Domain verweist, hat DENIC, welche die de-Adressen verwaltet aber nicht und kann so auch nicht gegen Fake-Shops vorgehen oder deren Inhalte gar einfach löschen. Und ein Identitätsnachweis direkt bei der Registrierung einer Domain, wie ihn Verbraucherschützer fordern (wir berichteten), ist in Deutschland bisher nicht erforderlich.

Identitätsprüfung in Dänemark

Die Praxis in anderen europäischen Ländern zeigt, dass der Anteil betrügerischer Online-Shops durch schärfere Registrierungsvorschriften deutlich eingeschränkt werden könnte. Die Registrierung in Dänemark bespielsweise macht es Kriminellen durch eine rechtlich verpflichtete Identitätsprüfung äußerst schwer, eine Domain für einen Fake-Shop zugelassen zu bekommen. Lag im November 2017 der Anteil von betrügerischen Web-Shops an allen dänischen Webseiten noch bei 6,7 Prozent, so sank er nach Einführung der verschärften Identitätsprüfungen auf 1 Prozent.[4]

Der Bundesrat will den Verbraucherschutz im Online-Handel stärken und „Fake-Shops” effektiver bekämpfen. Auf Initiative von Baden-Württemberg haben die Länder einen Antrag an die Bundesregierung beschlossen, wonach diese ein Maßnahmenpaket gegen unseriöse Anbieter im E-Commerce auf den Weg bringen soll. Eine eine .de-Domain soll nur noch im Zuge einer Identitätsprüfung angemeldet und erteilt werden. Ausgelotet werden soll zudem, inwieweit der Rechtsrahmen  zum Löschen einer de-Domain durch die DENIC angepasst werden könnte.

Schweizer Cyber-Cops gelingt spektakulärer Coup

In der Schweiz übrigens gelang der Züricher Kantonspolizei  kurz vor Weihnachten bei einer Cyberrazzia ein Coup: In kürzester Zeit sperrte sie über 450 Fake-Shops und vermasselte den kriminellen Betreibern damit das lukrative Weihnachtsgeschäft. Die Cyber-Cops hatten die Aufschaltung der betrügerischen Shops 24 Stunden beobachtet und diese umgehend blockiert. Die Anbieter waren allesamt mit Schweizer Internet-Domains registriert und täuschten damit den Konsumenten vor, dass es sich um brave Schweizer Webshops handele.[5]

Einen Zusammenhang zum Territorium der Schweiz aber gibt es bei den ch-Domains ebenso wenig wie bei de-Domains zur Bundesrepublik Deutschland. Denn die Internet-Adressen werden weltweit gehandelt. Aber es werde international ermittelt, heißt es bei der Züricher Kantonspolizei. Seit Anfang 2018 hat die Kantonspolizei nach eigenen Angaben  bereits über 6500 betrügerische Onlineshops identifiziert und gesperrt.[6]

Einzelnachweise:

[1] Marktwächter Digitale Welt: „Fake-Shops – Relevantes Verbraucherproblem in Deutschland“, in: marktwaechter.de vom 26. September 2018, Abruf am 2. Januar 2020.

[2] Deutschlandfunk: „Fakeshops auf Internetseiten von FDP und anderer Parteien“, in: deutschlandfunk.de vom 30. Dezember 2019, Abruf am 2. Januar 2020.

[3] Online Marketing Rockstars OMR: „SEO für Fake Shops: Auf mehr als 16.000 Websites mit abgelaufener de-Domain wird abgezockt“, in: omr.com vom 19. November 2019, Abruf am 2. Januar 2020.

[4] Heise Online: „E-Commerce: Bundesrat fordert schärferes Vorgehen gegen Fake-Shops“, in: heise.de vom 20. Dezember 2019, Abruf am 2. Januar 2020.

[5] Tagesanzeiger: „Schlag der Zürcher Cyber-Cops gegen 450 Fake-Shops“, in: tagesanzeiger.ch vom 18. Dezember 2019, Abruf am 2. Januar 2020.

[6] Schweizer Radio und Fernsehen SRF: „Zürcher Polizei entlarvt Hunderte Fake-Online-Shops“, in: srf.ch vom 18. Dezember 2019, Abruf am 2. Januar 2020.

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sgf

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