Mehr als 40.000 Menschen leben auf der Straße

Die Zahl der Obdachlosen in Deutschland ist nach Berichten der Funke-Mediengruppe gestiegen. Demnach seien im Jahr 2018 rund 678.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung gewesen, berichtet die Berliner Morgenpost und beruft sich dabei auf Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Ein Jahr zuvor lag die Zahl noch bei 650.000 Menschen. Dies bedeutet einen Anstieg um 4,2 Prozent.[1]

Besonders stark gestiegen sei die Zahl der wohnungslosen anerkannten Geflüchteten mit 5,9 Prozent. Aber auch die Zahl der Wohnungslosen ohne Fluchthintergrund sei um 1,2 Prozent angewachsen. Erschreckend ist die hohe Zahl von 41.000 Menschen, die hierzulande ohne jegliche Unterkunft auf der Straße leben müssen – im reichen Deutschland eigentlich ein Skandal!

Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum

Nach Angaben der BAG Wohnungslosenhilfe waren 2018 rund 70 Prozent der wohnungslosen Menschen alleinstehend, 30 Prozent lebten mit Partnern und/oder Kindern zusammen. Laut Schätzung lag die Zahl der Kinder und minderjährigen Jugendlichen bei acht Prozent.

Die Zahlen zeigen, dass alle Maßnahmen der Bundesregierung gegen steigende Mieten bislang noch nicht greifen. Denn als Hauptgründe für die steigende Zahl der Wohnungslosen nannte die  Geschäftsführerin der BAG Wohnungslosenhilfe, Werena Rosenke, das unzureichende Angebot an bezahlbarem Wohnraum, die Schrumpfung des Sozialwohnungsbestandes und die Verfestigung von Armut. So fehle es insbesondere an bezahlbarem Wohnraum für Menschen im Niedrigeinkommensbereich, für die Menschen, die Transferleistungen beziehen und für anerkannte Geflüchtete.

Besonders gefährdete Personengruppen seien Alleinerziehende und junge Erwachsene. Besorgniserregend, so Rosenke, sei  zudem die drohende Altersarmut der Generation der Billigjobber, der Soloselbständigen und anderer prekär beschäftigter Menschen.

Billiglöhne und prekäre Beschäftigung

Vor diesem Hintergrund gibt es in der Politik auch kritische Stimmen, ob die gerade beschlossene Grundrente den Betroffenen wirklich mehr Geld bringt und Altersarmut verhindern könne. Denn die eigentlichen Ursachen für die Altersarmut liegen in geringen Löhnen und viel zu vielen Teilzeit- und Minijobs im Billiglohnsektor.

Dies kritisiert auch die  Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig. Der Fehler sei, dass zum Beispiel der Mindestlohn viel zu spät eingeführt wurden ist. Und es gebe zu wenig Tariflöhne, die darüber liegen, sagte die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk.[2]

Die SPD würde den Mindestlohn gerne auf 12 Euro pro Stunde anheben, weiß aber, dass dies in der laufenden Legislaturperiode mit der großen Koalition nicht mehr durchsetzbar ist. Seit dem 1. Januar diesen Jahres beträgt der gesetzliche Mindestlohn 9,19 Euro. Er soll zum 1. Januar 2020 auf 9,35 Euro angehoben werden.[3]

Einzelnachweise:

[1] Berliner Morgenpost: „Zahl der Obdachlosen stieg 2018 auf 678.000 Menschen“, in: morgenpost.de vom 10. November 2019, Abruf am 11. November 2019

[2] Deutschlandfunk: „Jeder Euro ist hier zu Recht ausgegeben“, in: deutschlandfunk.de vom 11. November 2019, Abruf am 11. November 2019

[3] Deutscher Gewerkschaftsbund DGB: „Was ändert sich 2019 beim Mindestlohn?“, in: dgb.de vom 7. November 2019, Abruf am 11. November 2019

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sgf

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