Mitten in der Sommersaison: Streiks liegen in der Luft!

Eigentlich wären es ja gute Zeiten für Schnäppchenjäger: Auf der Ferieninsel Mallorca zeichnet sich in diesem Sommer ein harter Einbruch bei den Besucherzahlen aus Deutschland ab. Im Juni und Juli klagen die Hoteliers über Buchungsrückgänge um bis zu 40 Prozent.

Aufgrund des Preiskampfes in den Ländern des östlichen Mittelmeers, vor allem in der Türkei und in Ägypten, sind die Mallorca-Buchungen aus Deutschland deutlich zurückgegangen Mit Rabatten von bis zu 50 Prozent versuchen Hoteliers nun ihre leerstehenden Betten billigst zu verscherbeln, um den drohenden wirtschaftlichen Einbruch wenigstens noch im Last-Minute-Geschäft ein wenig abzufedern[1].

Rabatte im Last-Minute-Geschäft

Die großen Konzerne wie die TUI geben diese Rabatte gerne an ihre Kunden weiter. Denn im Gegensatz zu den enormen Zuwächsen bei Reisezielen im östlichen Mittelmeer liegen auch bei ihnen Mallorca-Buchungen heuer weit unter Vorjahresniveau. Doch wer kurzfristig auf die Billigangebote anspringt, dem droht möglicherweise Ungemach bei der An- und Abreise. Denn bei den Eurowings-Beschäftigten auf Mallorca sind die Gehaltsverhandlungen ins Stocken geraten. Die spanische Pilotenvereinigung SEPLA warnt inzwischen vor einer Eskalation.[2]

Mallorca-Basis rebelliert gegen Lohndumping

Anders als bei den deutschen und österreichischen Kollegen gibt es für Piloten und Flugbegleiter der Eurowings-Station Palma de Mallorca keine Tarifverträge. Arbeitszeitbegrenzungen, Ruhezeitenregelungen und jegliche soziale Absicherung fehlen. Hinzu kommt eine Vergütung, die zum Teil 50 Prozent unter denen der Tarif-Mitarbeiter liegt. Kollegen der deutschen Vereinigung Cockpit (VC), die  sich mit den Eurowings-Angestellten auf Mallorca solidarisiert haben, sprechen gar von „Lohndumping”. Eine Schlechterstellung als ihre Kollegen in der Eurowings-Gruppe wie auch gegenüber Mitarbeitern anderer Airlines wollen die Beschäftigten der Mallorca-Basis nicht mehr hinnehmen.

Deutschen Urlaubern, die über ein gültiges Eurowings-Ticket nach Mallorca verfügen, droht mitten in der Sommersaison ein neuerliches Flugchaos. Denn das spanische Eurowings-Personal wird auch an den deutschen Eurowings Stationen auf der Insel eingesetzt und arbeitet in der Regel gemeinsam mit den deutschen Kollegen im selben Flugzeug.

Mitarbeiter ließen Meeting platzen

Das Verhältnis zwischen Flugpersonal und der Geschäftsführung ist zutiefst zerüttet.  Ein von der Geschäftsleitung für den 6. Juni angesetztes Meeting, zu dem alle insgesamt 80 Piloten und 140 Flugbegleiter eingeladen worden waren, hat die Belegschaft geschlossen gemieden. Kein  Pilot oder Flugbegleiter war in den von der Geschäftsführung angemieteten Tagungsräumen erschienen.

Vor einem Verhandlungstermin am 27. Juni herrscht große Unruhe in der Belegschaft. Wenn das Verhandlungsfinale nicht positiv verlaufe, stehe den Urlaubern „eine ungewisse An- und Abreise” auf die Insel bevor, warnte die SEPLA.

Eskalation steht unmittelbar bevor

Bei der Lufthansa, dem Mutterkonzern der Eurowings, schwelt der Streit mit der Belegschaft schon länger. Im März hatte die Flugbegleiter-Gewerkschaft ihre Tarifverträge mit der Lufthansa gekündigt und droht per 30. Juni mit einem Streik des Kabinenpersonals. Anfang der Woche hat die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo der Lufthansa nun nochmals vor der bevorstehenden Eskalation gewarnt. Die Gewerkschaft warf der Fluggesellschaft vor, „jedes Gespräch mit der Kabinengewerkschaft konzernweit” abzulehnen. Insbesondere bei Eurowings scheint sich der Konflikt nun zuzuspitzen.

Für Urlauber, die sich auf die schönsten Wochen des Jahres auf ihrer Lieblingsinsel freuen, ist die Situation äußerst unbefriedigend. Denn derzeit ist nicht erkennbar, wie sich die Lage weiter entwickelt. Und was nützt einem das super-billige Hotelschnäppchen am Strand von Palma, wenn man nicht weiß, ob, wann und wie man überhaupt auf die Insel kommt?

Einzelnachweise:

[1] Ultima Hora: „Los hoteleros de Mallorca no logran mejorar la ocupación ni con descuentos del 40 %“, in: ultmahora.es, vom 9. Juni 2019, Abruf am 20.Juni 2019

[2] Aviation Media: „SEPLA: Unruhe bei Eurowings-Piloten auf Mallorca“, in aero.de vom 20.Juni 2019, Abruf am 20. Juni 2019

 

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sgf

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