Verkehrsrecht

Reiserecht EU: Portugal führt Ampeln am Strand ein wegen Corona

Dass in Entwicklungsländern oder Schwellenländern Strandabschnitte mit Sicherheitsschranken abgesperrt sind, das kennt man aus einigen Ländern. Beispielsweise der Dominikanischen Republik. Doch Corona stellt die Welt auf den Kopf und damit auch das Baden an den Urlaubsstränden dieser Welt.

Bereits ab diesem Sommer sollen portugiesische Strände mit Ampeln ausgestattet werden. Sie sollen anzuzeigen, wann die maximale Kapazität an Badenden ausgeschöpft ist.

Dichtes Gedränge an den Stränden von Portugal soll es zumindest auf den Liegegebieten nicht mehr geben. Jeder Strandbewohner soll künftig für sich ein richtig großes privates Strandarial bekommen: 10 Quadratmeter Strandfläche. Das soll das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus verringern. So viel Platz hat man sonst nur in Luxushotels.[1]

Diese neuen Strandregeln teilte am Donnerstag in Portugal der PAN-Abgeordnete André Silva nach einem Treffen mit dem portugiesischen Premierminister mit.

Über eine Ampel, so lautet der Plan, soll wie in einem Parkhaus mit grün angezeigt werden, wo eine 10 Quadratmeter Parzelle noch frei ist. Da die schönen Strände dieser Welt aber bei vielen Menschen begehrt sind, könnte künftig morgens nicht nur der Run auf die schönste Strandliege beginnen.

Run auf die Strand-Parzelle beginnt jetzt noch früher

Denn man muss kein Mathegenie sein, um sich auszurechnen, dass in Portugal durch die neuen Maßnahmen die Strände massiv ihr Angebot verkleinern. Viele Urlauber dürften also künftig gar keine Strandparzelle mehr zum Baden bekommen. Zumindest nicht in den Hotspots. Oder nur dann, wenn man sich schon morgens um 4 oder 5 Uhr auf den Weg macht, um seine Parzelle zu belegen. Doch wer hat drauf Lust?

Der portugiesische Abgeordnete André Silva teilte mit: «Es wird eine durchschnittliche Fläche von 10 Quadratmetern pro Person an den Stränden geben». Eine leuchtende Anzeige solle den Menschen einen Hinweis darauf zu geben, ob und wo der Strand noch zugänglich ist.

In der ersten Phase bestehe nun «der Reiz darin, das Verhalten der Menschen beim Zugang zu den Stränden zu disziplinieren».

Corona-Touristensteuer?

Kaum vorstellbar, dass das in den Startlöchern stehende neue Strand-Recht in Portugal für Urlauber kostenlos abläuft. Realistischer erscheint, dass künftig zusätzlich zur immer öfters von Urlaubern abkassierten Touristensteuer bald eine Corona-Touristensteuer kommt.

Auch diese Regel teilte das Corona-Urlaubsland Portugal schon mal mit: Maximal dürften unter einem Sonnenschirm nur noch fünf Personen liegen. Das werde von Sicherheitskräften überwacht. Zwischen jedem Sonnenschirm solle künftig die Regel gelten, dass es mindestens einen Abstand von drei Metern gebe. Das solle Covid-19 verhindern.

Der «Observador» Portugal schreibt in seiner Onlineausgabe: «Die Arbeiten zur Festlegung der Funktionsweise der Strände im Sommer 2020 wurden von einer Reihe von Organisationen durchgeführt». Darunter seien die «Blaue Flagge» (Programa Bandeira Azul), die portugiesische Umweltbehörde (Agência Portuguesa do Ambiente), das «Instituto de Socorro a Náufragos» und die «Generaldirektion Gesundheit» (Direção-Geral da Saúde).

Auch die Strandpolizei von Portugal will schärfste Corona-Regeln für Urlauber

Zudem würden für jeden portugiesischen Strand Studien durchgeführt, um die maximale Kapazität an Touristen zu definieren, die pro Strand auflaufen dürfen.

Für den Sicherheitsabstand habe sich auch, schreibt «Observador» der Präsidenten der «Nationalen Vereinigung der Ärzte für öffentliche Gesundheit» in Portugal (Associação Nacional de Médicos de Saúde Pública), Ricardo Mexia, stark gemacht.

Noch unklar ist, wie man künftig in Portugal Schwimmen gehen darf:

  • Es könnte Aufpasser geben, welche man um Badeerlaubnis fragen muss. Also Anstehen in der Reihe wie im Kindergarten.
  • Möglich auch, dass jeder Badende sich eine Nummer ziehen muss. Erst nachdem diese Nummer erscheint oder aufgerufen wird, dürfte dann ins Wasser gegangen werden.
  • Gut möglich, dass die Badezeit limitiert ist, damit auch andere Urlauber sich von 35 Grad Hitze im Wasser kurz erholen können.
  • Regeln wird es natürlich auch an den Strand-Eisdielen oder Biergärten geben.

Als sicher gilt: Es wird deutliche Einschränkungen für Schwimmer geben, so der «Observador» weiter. Im Gespräch seien auch Distanzregeln für Surfer.

Für strengste Strandregeln in Portugal habe sich nach Angaben von Rádio Observador auch der Verband der portugiesische Seepolizei (Polícia Marítima a fazer essa fiscalização) ausgesprochen.

Aufpasser am Strand und Nummernvergabe

Indes geht Spanien noch einen Schritt weiter: Jeder der derzeit das Land als Urlauber betreten möchte, muss erst einmal 14 Tage in ein Hotelzimmer oder eine sonstige abgeriegelte Einheit und sich dort in Quarantäne begeben. Das teilte die spanische Regierung mit. Diese Regel gilt auch für Mallorca. Damit machte die Regierung in Madrid den Tausenden Hoteliers auf Mallorca oder Grand Canaria einen dicken Strich durch die Rechnung.[2]

So titelte zwar auch am Freitag den 15. Mai noch die deutschsprachige «Mallorca Zeitung» fett «Mallorca ist wieder in Betrieb»[3].

Doch dürften die neuen Quarantäne-Regeln für Urlauber auch auf Mallorca oder Gran Canaria dieser Hoffnung schnell wieder den Garaus machen. Für Mallorca eine weitere Katastrophe. Macht doch der Tourismus auf der Insel rund 35 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus.[4]

Einzelnachweise

[1] Praias vão ter semáforos à entrada e área de 10 metros quadrados para cada banhista (übersetzt ins dt.: Die Strände haben Ampeln am Eingang und eine Fläche von 10 Quadratmetern für jeden Schwimmer), in: Observador.pt vom 15.5.2020.

[2] Alarmstimmung auf Mallorca: Pflicht-Quarantäne laut Medien ein „Schuss in die Schläfe“, in: tonight.de vom 15.5.2020.

[3] Mallorca ist wieder in Betrieb, in: Mallorca Zeitung Online vom 15.7.2020.

[4] Alarmstimmung auf Mallorca: Pflicht-Quarantäne laut Medien ein „Schuss in die Schläfe“, in: tonight.de vom 15.5.2020.

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CHLA

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