Reiserecht

Künftig könnte es Immuntests am Flughafen und Ganzkörper Desinfektion geben

Der britische öffentlich-rechtliche Rundfunksender BBC brachte am Wochenende die Frage auf den Punkt: «Coronavirus: Wie globale Reisen vor einem Impfstoff aussehen können». Zu sehen war eine schicke Dame im Bikini am Strand. Doch ihr attraktives Äußeres verzerrte ein weißes Tuch, das bis unter ihre Augen gebunden war: Wir sehen das Wort des Jahres 2020 höchstwahrscheinlich: Ein «Mund- und Nasenschutz». [1]

Gehen wir also so künftig zum Baden? Eingeengt bei brütender Sommerhitze unter einem Stoff- oder Papierfetzen, der einem das Atmen schwer macht. Ganz abgesehen davon stöhnen Brillenträger bei schlechterem Wetter, dass die Dämpfe unter dem Tuch, also das, was man bislang Atmen nannte, die Brille ständig beschlagen ließe.

Doch damit nicht genug, führt BBC aus: Eine Möglichkeit, das Social distancing am Strand durchzusetzen, könnten Plexiglas-Abtrennungen von Liegeplatz zu Liegeplatz sein. Ganz so, wie man neuerdings die Verkäuferinnen und Verkäufer bei ALDI, LIDL, Müller, Rossmann oder dm sieht.

Auf unsere Frage, wie sich eine Verkäuferin dahinter fühlte meinte sie nur schmunzelnd: Ihr sei es mit oder ohne Plexiglas egal. Nur die größeren Gegenstände seien manchmal schwierig durch die enge Plexiglasöffnung nach dem Kassieren von der Kasse zum Einkaufswagen zu zwängen.

BBC spinnt aber noch weiter in unserer neuen Reisewelt: So könne es vor Abflug Blutuntersuchungen geben, ob man Corona hat. Und natürlich jede Menge Desinfektionssprays vor dem Flug am Schalter, dem WC, dem Wickelraum der Mütter oder Väter.

Klingt extrem

«Dies mag extrem klingen, aber es handelt sich um echte Maßnahmen, die einige in der Reisebranche anstreben, um Urlaubern das Gefühl zu geben, in einer Welt nach der Sperrung sicher und komfortabel zu sein», schreibt BBC weiter. Und wahrscheinlich auch, damit die Reisebranche überhaupt wieder auf die Füße kommt.

Denn ihr droht der komplette Absturz nach einem weltweiten Shutdown. Einem Shutdown, den es global in der Menschheitsgeschichte so noch niemals gegeben hat. Immerhin haben viele der rund 200 Staaten ihren Bürgern totale Ausgangssperren für ihre Milliarden Menschen verordnet. Selbst in Südafrika drohen drastische Strafen, wer sich nicht dran hält. Das Land war aber schon vorher vom Staate Horch & Guck und Bevormundung:

In Kapstadt und dem sonstigen Südafrika schreibt man den Zehntausenden Touristen, viele aus Europa oder den USA seit einigen Monaten vor, wonach ausgerechnet im Land des guten Rotweins nun die strickte Null-Alkoholgrenze hintern Steuer gelte. Wer mit nur einem Tropfen Alkohol hinter dem Lenkrad erwischt wird, muss mit Verhaftung und Gefängnis rechnen und hohen drastischen Geldstrafen, die man von Touristen abzockt. Ein Klima, das immer mehr Touristen mittelfristig von dem Land fernhalten dürfte.

Ausgangsbeschränkungen oder Faschismus?

Die Ausgangssperren, welche vornehm in vielen Ländern als «Ausgangsbeschränkungen» bezeichnet werden, sind natürlich ein erheblicher Eingriff in die Grundrechte auf freie Bewegung.

Einige empfinden das als so drastisch, dass beispielsweise Tesla-Gründer und CEO Elon Musk auf seine typisch überspitze Art twitterte, dies sei Faschismus was er derzeit im US-Bundesstaat Kalifornien und weltweit erleben müsse.

«Es ist noch zu früh, um sagen zu können, wann das internationale Reisen wieder aufgenommen werden könnte. Argentinien hat beispielsweise die Flugverbote bis September verlängert, und ein britischer Minister hat angekündigt, dass er in Kürze keine Sommerferien mehr buchen wird», führt BBC weiter aus. Ähnlich äußerte sich die deutsche Bundesregierung in Berlin.

Der Flughafen London Heathrow bereitet sich langsam auf ein schrittweise Ende des globalen Shutdowns in den nächsten Monaten vor. Dazu gehöre, dass der weltbekannte Flughafen zugepflastert werden soll mit 2-Meter-Abstandsmarkierungen.

Wie sollen Tausende Reisende an Flughäfen einen 2-Meterabstand am Security Checkin oder den Passkontrollen einhalten?

Wie solche Abstände allerdings durchsetzbar werden soll, ohne dass die Flughäfen von Frankfurt, Berlin, London, Paris, Los Angeles oder Kapstadt komplett zusammenbrechen mangels administrativ nicht mehr zu bewältigender Reisereglementierungen – diese Frage wird noch spannend werden.

Denn sowohl die Räumlichkeiten an den Security-Checkins als auch der Passkontrolle sind in fast keinem Flughafen der Welt so großzügig ausgelegt, als dass es möglich wäre, da Tausende Menschen mit einem 2-Meter-Abstand zu führen.

Kleine Rechenoperation: Alleine am Haupt-Security-Checkin in Frankfurt am Main drängeln sich zu Stoßzeiten manchmal geschätzt über 1000 Menschen mit ihrem Handgepäck. Die hat man bislang in einer Art Schlangen-Aufreihung versucht auf die diversen Security-Bahnen zu lenken – was schon schwer genug war und für die Reisenden oft eine starke Nervenprobe darstellt.

Warten mit dem Handgepäck bis zum Taxistand?

Die Schlangen-Technik ging bislang in einem Raum von vielleicht 500 bis 1000 Quadratmetern. Wenn nun zwischen jedem Reisenden ein 2-Meter-Abstand gelten soll, so würde das bei 1000 Reisenden mit zu prüfendem Handgepäck am Security-Checkin eine Schlange von 2 Kilometern bedeuten. Kaum vorstellbar, dass das so überhaupt machbar ist. Es ginge wahrscheinlich nur dann, wenn man vom Taxistand auf der Straße an beginnt sich anzustellen – mit noch üppigeren Wartezeiten, als man sie jetzt schon häufig erdulden muss.

Da wirken Empfehlungen der U.S.-Transport Security Administration (TSA), wonach Reisende sich vor und nach dem Sicherheitsüberprüfungsprozess 20 Sekunden lang die Hände waschen sollten, geradezu als etwas lächerliche Empfehlungen. Denn das sind nun wahrlich nicht mehr die drängendsten Fragen beim Flugreisen. Dass man Händewaschen soll, das dürfte mittlerweile jeder weltweit mitbekommen haben.

Lustig dürfte es im chinesischen Stadtstaat Hongkong werden. Hier soll der Flughafen derzeit Ganzkörper-Desinfektionsgeräte testen. 40 Sekunden sollten sich künftig Reisende dieser Anti-Virensprühanlagen aussetzen. Nicht nur so manche Frisur könnte da ins Schwanken geraten.

BBC zitiert einen James Thornton, den Geschäftsführer der «Intrepid Travel Group» mit den Worten: «So wie das Herausnehmen von Flüssigkeiten und Geräten vor dem Durchlaufen von Maschinen zur Norm geworden ist, werden auch neue Richtlinien zur sozialen Distanzierung zur Norm». Zudem malt er schon ganz dunkle Bilder eines totalen Überwachungsstaates an die Wand: «Möglicherweise wird ein Immunitätspass eingeführt» – also an den Flughäfen der Welt.

Massen-Fiebermessen mit Infrarot an Flughäfen – Pech dürfte haben, wer wirklich Fieber hat

In diese Richtung geht die Ankündigung einiger Flughäfen, welche mitteilten, sie würden ein «Thermal Detection Screening» einführen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Der amerikanische «Centers for Disease Control» umschreibt das als «Infrarot-Thermodetektionssysteme (ITDS) zur Erkennung von Massenfieber». Die Technik ist zwar schon recht alt, doch flächendeckend wurde sie bislang kaum eingesetzt. [2]

Man wisse zwar, dass es «begrenzte Hinweise auf ihre Nützlichkeit» gebe, so die CDC. Dennoch müssen wir uns wohl auf die Infrarotpistolen und Scanner an Flughäfen und Hotels künftig einstellen. Pech hat, wer dann vielleicht auf Grund einer Magen-Darm-Erkrankung aus dem Urlaub mit Fieber an den Flughafen oder ins Hotel kommt.

Die Chance, dass wem Fieber nachgewiesen wird, dieser dann gar nicht mitfliegen darf oder auch im Hotel nicht mehr gern gesehen wird, dürfte relativ hoch sein. In Schwellenländern oder Entwicklungsländern ist es bekannt, dass das dortige oft schlecht bezahlte Personal keine Krankenversicherungen hat.

Gibt es künftig bei “Verdacht” das Hotelzimmer direkt über den Küchenabfällen?

Wenn ein fiebriger verdächtiger Hotelgast auf ein solches Personal stößt, so ist es heute schon bekannt, dass «verdächtige» Personen gern ins letzte Hotelzimmer direkt über den Küchenabfällen verfrachtet werden. Weit weg von sich selber und den sonstigen Gästen.

Problem: Nicht jeder Flughafen und erst recht nicht jedes freie Land, wird es zulassen, dass Total-Kontrollen von Milliarden Menschen eingeführt werden, die natürlich mit demokratischen Systemen langfristig nicht kompatibel sind.

Dubai soll bereits auf freiwilliger Basis Blutuntersuchungen für Emirates-Passagiere anbieten. So soll in dem angeblich zehnminütigen Test festgestellt werden, in wessen Blut Covid-19-Viren sind.

Doch was ist, wenn man das dann hat? Auch ganz ohne Symptome? Oder wenn man schlicht nur Antikörper hat, die aber gar nicht mehr ansteckend sind? Wird man dann in Dubai von Emirates abgeladen? Zuzutrauen ist das solchen Fluglinien. Selbst dann, wenn man ein teures Business Class Ticket gebucht haben sollte.

Fakt dürfte übergangsweise zudem werden, dass die netten Stewardessen und Stewards in den Flugzeugen mit Atemmasken herumlaufen. Das dürfte für diese gerade auf Langstreckenflügen noch anstrengender werden, als Langstreckenfliegen eh schon ist. Und für die Fluggäste natürlich auch. Denn auch sie werden sich dann solchen Masken bis zu 12 Stunden am Stück unterziehen müssen. Problematisch wird es dann mit den üblichen Drinks und dem Essen an Bord. Wird das dann auch abgeschafft. Alles nur wegen Corona?

Einzelnachweise

[1] Coronavirus: What global travel may look like ahead of a vaccine, auf: BBC.com vom 3.5.2020.

[2] Comparison of 3 Infrared Thermal Detection Systems and Self-Report for Mass Fever Screening, in: Centers for Disease Control, USA. Aufsatz vom 11.11.2010. Abgerufen am 3.5.2020.

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CHLA

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