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Carsharing: Karlsruhe Spitzenreiter vor München

Vor 20 Jahren wurden Autoteiler noch sanft belächelt. Heute gehört das Carsharing wie selbstverständlich zum zukunftsweisenden Mix im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Kommunen planen bei der Ausweisung von Neubaugebeten meist gesonderte Stellplätze für das Carsharing ein und die Verkehrsverbünde in den großen Ballungsräumen gehen meist schon seit langem erfolgreiche Partnerschaften mit den Anbieter-Verbänden der Carsharing-Autos ein. Insbesondere bei jungen Leuten ist das Autoteilen absolut im Kommen.

Im aktuellen Städteranking des Bundesverbandes Carsharing e. V. (bcs) ist Karlsruhe erneut Spitzenreiter 2019. In der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs kommen auf 1.000 Einwohner rund 3,2 Carsharing-Fahrzeuge. Doch die Großstädte holen auf: Auf den Rängen zwei bis vier folgen München, Hamburg und Berlin. Im Ranking nach der Gesamtzahl der Fahrzeuge liegt Berlin mit 5.814 Fahrzeugen vor München mit 3.133 und Hamburg mit 2968. Insgesamt gibt es in Deutschland 740 Städte und Gemeinden mit einem Angebot zum Autoteilen, freut sich der Bundesverband Carshring (bcs). [1]

In zwei Jahren um ein Fünftel gewachsen

In Deutschlands Carsharing-Hauptstadt Karlsruhe ist die Zahl der verfügbaren Fahrzeuge seit der letzten Erhebung im Jahr 2017 nochmals um 21 Prozent gewachsen, teilte der Verband mit. Das Karlsruher Carsharing-Angebot wird vor allem von einem stationsbasierten Anbieter getragen. Dieser bietet allerdings jetzt auch zusätzlich Fahrzeuge im so genannten Free-floating-Carharing an.[2] Bei diesem Modell kann der Nutzer das Fahrzeug an einer beliebigen Stelle im Stadtgebiet abstellen, ohne es an eine feste Station zurückbringen zu müssen. Vorteil im Free Floating: Man kann es auch für One-Way-Destinationen nutzen. Die größten Anbieter sind Share Now (Daimler/BMW), gefolgt von Sixt share und We share (Volkswagen).

Demgegenüber jedoch ist das stationsbasiertes Carsharing die preisgünstigere Carsharing-Variante. Diese Variante deckt vor allem klassische Pkw-Nutzungszwecke ab, wie beispielsweise Großeinkäufe, Ausflüge oder Besuche bei Freunden und Verwandten. Die Fahrzeuge sind nicht an ein Geschäftsgebiet gebunden und insofern sind damit auch keine One-Way-Fahrten möglich. Die größten stationsbasierten Anbieter deutschlandweit sind: stadtmobil, cambio, teilAuto, book-n-drive und die vielfach auch von kleineren Vereinen unter dem Namen flinkster mitgetragenen Angebote der Deutschen Bahn AG.

Carsharing noch nicht im Mainstream angekommen

In 126 der in der Studie untersuchten 151 Städte sind die Carsharing-Angebote im Vergleich zu 2017 offenbar erheblich gewachsen. In den 20 besten Städte des neuen Rankings wuchs die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge seit 2017 um über 30 Prozent, teilt der bcs mit. Angesichts von hunderten privater Pkw pro 1.000 Einwohner in allen untersuchten Städten sei die Marktdurchdringung des Carsharing jedoch weiterhin sehr gering. Carsharing gehört damit noch lange nicht zum Mainstream, klagt der Verband.

So nennt die Studie klar und deutlich auch die Verlierer des Städte-Rankings – sprich: diejenigen Regionen, in denen das Autoteilen als wichtiger Bestandteil der umweltbewussten individuellen Mobilitat eher noch ein stiefmütterliches Dasein pflegt: Demnach spielt das Autoteilen vor allem im Verkehrsgeschehen der Ruhrgebietsstädte weitgehend noch eine untergeordnete Rolle. Im Städteranking 2019 des bcs belegen demnach Essen (Rang 81), Bochum (82) und Dortmund (100) lediglich weit abgeschlagene Plätze. Gelsenkirchen ist unter den 151 gelisteten Städten gar an vorletzter Stelle gelistet. Oberhausen kommt auf Rang 142, Duisburg auf Platz 130.[3]

Verkehrsminister bremst Carsharing-Ausbau aus

Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Bundesverband CarSharing e.V.,  kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Dieser nämlich habe es lange versäumt, durch eine Novelle der Straßenverkehrsordnung die Grundlage für die Umsetzung des bereits 2017 verabschiedeten Carsharinggesetzes zu schaffen. Damit habe der Minister den Ausbau der Carsharing-Angebote in den Kommunen erheblich ausgebremst, so Nehrke.

Im Carsharing-Städteranking werden alle deutschen Städte mit mindestens 50.000 Einwohnern betrachtet, in denen es derzeit ein CarSharing-Angebot gibt. Insgesamt sind 151 Städte im Ranking vertreten, sieben mehr als im letzten Ranking aus dem Jahr 2017.

Einzelnachweise:

[1] Bundesverband Carsharing bcs: „Karlsruhe ist Spitzenreiter im CarSharing-Städteranking 2019“, in: carsharing.de vom 16. Dezember 2019, Abruf am 17. Dezember 2019.

[2] Badische Neueste Nachrichten: „Beim Carsharing bleibt Karlsruhe an der Spitze“, in. bnn.de vom 16. Dezember 2019, Abruf am 17. Dezember 2019.

[3] Westdeutsche Allgemeine Zeitung WAZ: „Carsharing führt im Ruhrgebiet ein Nishendasein“, in waz.de vom 16. Dezember 2019, Abruf am 17. Dezember 2019.

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Werner Schmid

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