Nach verspäteten oder abgesagten Flügen zieht es immer mehr Reisende vor Gericht. Nach Zeitungsberichten rechnet allein das Amtsgericht Hamburg beispielsweise heuer mit bis zu 4000 Verfahren.[1] Hilfe erfahren Betroffene jetzt von einer Flugärger-App der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Mit ihr können Passagiere Ansprüche nach der EU-Fluggastrechte-Verordnung berechnen und bei der Airline geltend machen.[2]
Je nach Länge der Flugstrecke erhalten Fluggäste bei Verspätungen über drei Stunden und bei Annullierungen zwischen 250 und 600 Euro – unabhängig vom Ticketpreis. Mit Hilfe der App können Betroffene Außerdem auch durch die Verspätung verursachte Ausgaben für die sogenannten “Betreuungsleistungen” wie Verpflegung am Flughafen oder Hotelzimmer geltend machen.
Im Fall von Abflugverspätungen über fünf Stunden kann sich der Reisende den Flugpreis zurückholen. Die Flugärger-App erzeugt mit Hilfe von Legal-Tech, Flugdatenbanken und Abfragen an den Nutzer eine E-Mail mit den möglichen Forderungen auf Basis der EU-Fluggastrechte-Verordnung. Die E-Mail wird dabei bereits korrekt an die jeweilige Airline adressiert.
Die von der Verbraucherzentrale NRW entwickelte App ist nach Angaben ihres Vorstands Wolfgang Schuldzinski mindestens bundesweit das einzige nicht-kommerzielle Angebot dieser Art. Anders als bei kommerziellen Angeboten müssten die Verbraucher im Erfolgsfall keine Provisionen an Dritte zahlen.
Die Entwicklung der App wurde mit 250.000 Euro vom Land NRW finanziert. Laut einer Studie eines Fluggastrechte-Portals seien allein zwischen Januar und Ende März dieses Jahres rund 722.000 Flugreisende in Deutschland von Ausfällen oder Verspätungen über drei Stunden betroffen gewesen, so die Verbraucherzentrale.
Einzelnachweise:
[1] Fink Hamburg: „Fluggäste ziehen vor Gericht“, in: fink.hamburg vom 10. Oktober 2019, Abruf am 11. Oktober 2019
[2] Verbraucherzentrae NRW: „Flugärger: Mit neuer App Entschädigung berechnen“, in: verbraucherzentrale.nrw vom 7. Oktober 2019, Abruf am 11. Oktober 2019